Die Welt, 01.08.02, S.27

"Documenta des Ostens" in Sachsen-Anhalt eröffnet

Ostdeutsches Medienkunstfestival lädt nun schon zum fünften Mal in zwei Dörfer und ihre Ausstellungshäuser. Die negativen Beschreibungen wollen nicht enden. Auch nach fast zehn Jahren Werkleitz-Gesellschaft und vier Biennalen nicht. Und sei es nur, um den Gegensatz zwischen einem ambitionierten Projekt und dem Ort seiner Ausstellung hinzuweisen, Werkleitz und Tornitz, die beiden Dörfer im armen Sachsen-Anhalt, spornen noch immer zu höhnischen Kommentaren an. Dabei macht es überhaupt nichts, in ein Dorf zu fahren, um gute Kunst zu sehen. Wie es überhaupt egal ist, wo man gute Kunst zu sehen bekommt. Schließlich fahren auch mehr als eine halbe Million Menschen alle fünf Jahre nach Kassel - zur Weltkunstausstellung.
Vorurteilsfrei betrachtet, lädt das wichtigste ostdeutsche Medienkunstfestival nun schon zum fünften Mal in zwei Dörfer und ihre Ausstellungshäuser: Getreidespeicher, Heimatverein, Konsum, Sportlerheim, Traktorenstützpunkt und die Kneipe "Zur Post", um 100 Künstler aus 20 Ländern ihre "Zugewinngemeinschaft" präsentieren zu lassen und in Konkurrenz mit der Documenta zu treten. Das wird wohl nicht ganz gelingen, auch wenn der Begriff der "Documenta des Ostens" vielleicht doch ganz passend ist. Nirgendwo sonst in Ostdeutschland ist so viel junge, zeitgenössische Medienkunst zu sehen, wie in diesen beiden Dörfern. Doch viel mehr als in Kassel sind hier das nicht abgesicherte Projekt, die provokative Geste, der politische Kommentar erwünscht und zugelassen, auch wenn ein ordentlicher theoretischer Überbau auch dieses Projekt begleitet.
Als Idee einiger Braunschweiger Filmstudenten entstanden, ist die "Gesellschaft für künstlerische Bildmedien" Werkleitz- laut einer EU-Studie - eine der 50 wichtigsten Organisationen für "Digital Cultures" in Europa. Ausstellungen in Werkleitz und Tornitz (bei Schönebeck), bis 4. August

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